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Credit: asahilabel |
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4. Storyteller |
Auf das vorhergehende etwas verstörende Musikstück folgt dieser versöhnliche und heimelige Titel. Er beginnt mit einer friedvollen harmonischen Einführung, die von akustischen Gitarren geprägt wird und auch durch den Einsatz einer Mundharmonika nicht getrübt werden kann. |
Chihiro singt von einem Geschichtenerzähler, dem Erzähler unserer Lebensgeschichte, der uns durch das Leben geleitet und von dem sie sich wünscht, er möge nicht langweilen, sondern eine spannende und packende Geschichte darbieten und den Zuhörer in eine »heilige und rechtschaffene Zukunft« führen. |
Ab dem zweiten Vers tritt teilweise begleitend mehrstimmiger Hintergrundgesang auf, was eher untypisch für Chihiros Musik ist. Nach dem zweiten Refrain und einem weiteren Versuch der Mundharmonika, das Geschehen einzutrüben, gibt es einen Einschub mit sparsamer Instrumentierung, danach wird der musikalische Faden wieder aufgenommen. Das Schlagzeugspiel wird nun geprägt vom Ride-Becken, und das Refrain-Thema wird mehrfach wiederholt, bis der Titel sauber und harmonisch beendet wird. |
Meine Seitenhiebe auf den Einsatz einer Mundharmonika sollen klar stellen, dass ich dieses Instrument nicht mag. Trotzdem kann ich in dem Titel nicht einmal diese Verirrung in der Entwicklung der Musikinstrumente beanstanden: Der Klang passt einfach prima hier hinein, zumal das Instrument hervorragend gespielt wird. |
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6. I Pass By |
Wieder ein für Chihiro eher untypischer Titel, diesmal im Country-Sound. Nach dem berauschenden Verliebtheits-Trip scheint sie wieder am Boden angekommen zu sein und singt »ach was soll’s, ist doch eh’ alles gleich«, und gebraucht sogar das böse F-Wort: What a f**kin’ thrill. Der Text ist englisch, sie singt engrisch , und man versteht kaum ein Wort. Chihiro, bitte sing japanisch es klingt viel schöner, wenn du »moyashita« oder »kimochi« oder »tomoshibi« singst! |
Der Sound dieses Musikstücks ist einfach herrlich. Gitarre, Steel-Guitar und Hammond-Orgel und ein saftig-knackiges Schlagzeug sorgen für eine angenehme und tanzbare Stimmung. Krönung des Ganzen ist ein wunderbares Steel-Guitar-Solo nach dem zweiten Refrain. |
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8. Losing A Distance |
Hier haben wir wieder eine leichte Country-Atmosphäre. Hammond-Orgel und Piano zusammen mit einem luftigen Schlagzeug und lyrischen Basslinien führen den Zuhörer durch den ersten Vers. Eine durchgängige Triangel-Percussion akzentuiert dann die Rhythmik, bis das Schlagzeug seinen vollen Einsatz entfaltet. Nun tragen auch wieder einige E-Gitarrenriffs zum Klangeindruck bei. |
Sehr schön sind in diesem Titel immer wieder die im Nachhall verklingenden Enden der Gesangslinien. Mit ihrem Liedtext drückt Chihiro ihre Bewunderung für eine »schöne Person« aus, zu der sie allmählich die Distanz verringert ich denke, sie ist gerade dabei, sich zu verlieben. Wer dieses Gefühl kennt, der kann sich in diesem Stück wiederfinden und in diese wunderbare Stimmung eintauchen. |
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11. Venus |
Die Streicher nehmen fast den Ausklang des vorhergehenden Stückes wieder auf, bis akustische Gitarre und E-Gitarre, Piano und ein elegischer Bass dem Titel Struktur verleihen. Mit sanften Trommelschlägen (einer Daf ) wird dann auch der Rhythmus angedeutet. Im weiteren Verlauf kommt noch eine Harfe hinzu. Ich spreche immer noch vom Vorspiel, das sich scheinbar endlos hinzieht, bis Chihiros Gesang einsetzt. |
Im Verlauf des Stückes ändert sich das Taktmaß: Im ersten Vers und ersten Refrain ist es ein 4/4-Takt, der von den Trommelschlägen in Achteltriolen unterteilt wird. Bis dahin ist das Stück noch relativ luftig. Danach folgt ein absteigender Lauf des Fretless-Basses, nach dem das Stück bis zum Ende im 6/8-Takt fortgesetzt wird. Nun mündet es in einen Ausdruck unergründlicher Tragik, die sich im Rest des Stückes ausbreitet. Chihiro singt von ihrer Wahrnehmung von Überwältigung, die sie angesichts der Schönheit dieser Welt übermannt, oder besser, überfraut, denn es ist eine sehr weibliche Wahrnehmung. So lässt sich wohl auch die Wahl der Titelbenennung erklären: Weiblichkeit und Schönheit, ausgedrückt durch den Namen der Liebesgöttin. |
Auch wenn ich als Mann der »holden Weiblichkeit« skeptisch gegenüberstehe, kann ich mich nicht diesem enormen Ausdruck im letzten Titel des Albums entziehen. In Arrangement und Tonmischung ist dieses sieben Minuten lange Werk nicht zu übertreffen. Daher kann dieses Musikstück auch nicht mit einem Schlussakkord enden, sondern muss durch Ausblenden ein Ende offen lassen. |
Zusammenfassung |
Dieses Album erfüllt alle Ansprüche, die man an ein gutes Musikalbum stellen kann: |
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Dies ist schlicht das phantastischste und eindrucksvollste und zugleich ehrlichste Album, das ich in letzter Zeit gehört habe. |
(geschrieben im Juni 2012, Ergänzungen im September 2012) |
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