Lotoo PAW Gold
Der Lotoo PAW Gold (LPG) ist ein portabler Miniatur-High-End-Audio-Player der Referenzklasse. Er wird seit 2014 hergestellt und ist ziemlich kostspielig.
Aller Anfang...
Ein Kleinod wie dieses erwirbt man eigentlich persönlich beim Fachhändler seines Vertrauens. Leider fand ich keinen solchen in meiner Umgebung, und so blieb mir nur das Internet als Bezugsweg übrig. Auch dort war das Angebot recht übersichtlich: meine Bestellung ging an einen Versandhändler in Frankreich. Etwas mulmig war mir schon bei dem Gedanken an die mögliche Lieferung eines teuren Backsteins für blinde Gutgläubigkeit. Aber alles ging gut, und wenige Tage später erhielt ich die Benachrichtigung zur Abholung des Pakets.
Passenderweise konnte ich das Lotoo-Paket in einer als Paketshop agierenden Lottoannahmestelle abholen. Zuhause nach dem Auspacken wollte ich erst einmal kaum glauben, dass vor mir in fabrikneuer Verpackung tatsächlich einer der edelsten Digital-Audio-Player lag.
Verpackung und Lieferumfang
Der Karton des LPG ist raffiniert gestaltet und hat etwas von einer Schmuckschatulle. Entfaltet man die äußere bedruckte Papphülle, findet man einen stabilen Faltkarton mit aufgedruckten Hinweisen zur Öffnung. Man klappt den Karton nach oben um, und gleich obenauf liegt das Objekt der Begierde in einer Mulde. Es ist kleiner als von den Abbildungen her erwartet, und es strahlt etwas Erhabenes und Verlässliches aus. Darunter liegen zwei Klappfächer mit dem Zubehör: ein Ladegerät mit wechselbaren Adaptern für verschiedene Stromnetz-Normen, ein USB-3-Verbindungskabel, ein samtiger blauer Zugbeutel, ein stabiler Lederköcher sowie die gedruckten Anleitungen. Eine SD-Speicherkarte, ohne die das Gerät nicht funktioniert, ist nicht enthalten; sie ist vom Anwender selbst zu beschaffen und in das Gerät einzusetzen.
Äußere Gestaltung und Verarbeitung
Lotoo PAW Gold
Der LPG entstammt chinesischer Herstellung. Der Mutterkonzern von Lotoo   , die Fa. Infomedia  , versorgt auch die renommierte Schweizer Fa. Nagra Audio   mit deren preisgünstigeren portablen Digital-Aufnahmegeräten Nagra SD  und weist einige Erfahrung in professioneller Audio-Technologie auf.
Hat man das Gerät zum ersten Mal in der Hand, staunt man über das für diese Größe beachtliche Gewicht von fast 280 g. Das gesamte Gehäuse ist aus Duraluminium  , mit einer Saphirglasscheibe als Anzeigefenster. In englischsprachigen Testberichten liest man »built like a tank« (gebaut wie ein Panzer), und ein Tester berichtet von einer Delle im Fußboden, wo sein Gerät unbeschadet aufgeschlagen ist… Die Verarbeitung lässt wirklich nichts zu wünschen übrig, das gesamte Gerät strahlt Präzision und Ingenieurskunst aus. Kein Vergleich zur üblichen Fertigungsqualität von Konsumgeräten!
Der LPG ist »Old School« gestaltet: Kein Touchscreen, sondern haptisch sauber verarbeitete Bedientasten, teils separat, teils auf einer Tastenscheibe angeordnet. Die Lautstärkeregelung erfolgt nicht mittels Tipptasten, sondern durch einen prominent gut angebrachten Drehgeber. Dazu gesellen sich zwei Schiebeschalter (Verstärkungsumschaltung und Verriegelung) sowie vier Anschlussbuchsen (Kopfhörer, Line-Out, USB 3.0 und Ladegerät).
In der ersten Geräteserie waren Tastenscheibe, Ein/Aus-Taste und Lautstärkeregler mit echter Goldauflage beschichtet. Später wurde die »Platinum Edition« (auch als »Titanium Edition« bezeichnet) aufgelegt, bei der nur noch die Ein/Aus-Taste goldbeschichtet ist. In Japan bietet der Hersteller sogar die Umrüstung von der einen zur anderen Ausführung an – natürlich gegen Extra-Bezahlung.
PAW Gold auspacken 1 PAW Gold auspacken 2 PAW Gold auspacken 3 PAW Gold auspacken 4 PAW Gold gewogen
Erstes Einschalten und Datenübertragung
Eine schnelle SDXC-Speicherkarte mit 64 GB habe ich bereits zur Hand. Diese wird an der unteren Kante in einen verdeckten Schacht eingesteckt, bis sie hör- und fühlbar einrastet. Die Anleitung empfiehlt, die Karte zuerst mit der eingebauten Testfunktion auf ausreichende Schreib-/Lesegeschwindigkeit zu testen: Da die qualitativ besten Wiedergabemodi sehr hohe Datenraten erfordern, ist die Verwendung hochwertiger schneller Speicherkarten zu empfehlen. Der LPG kann Speicherkarten bis zu 2 TB (falls es sie je geben sollte) verwalten.
Nach dem Einschalten (Ein/Aus-Taste länger gedrückt halten) startet der LPG sofort. Der eingebaute Akku ist bei mir im Lieferzustand noch zu 88 % voll. Der Geschwindigkeitstest gibt grünes Licht für die Verwendung meiner SD-Karte. Über das mitgelieferte Anschlusskabel wird der LPG mit dem Computer verbunden und sogleich als externer Datenspeicher erkannt und eingerichtet.
Zum Test übertrage ich Musikalben mit unterschiedlichen Datenformaten und Bitraten in das Gerät, was dank USB 3.0 sehr schnell geht. Nach dem Entfernen des Anschlusskabels wird die Datenbank des LPG aktualisiert, und wenige Sekunden später ist das Gerät spielbereit. Alle von mir übertragenen Musikdateien erscheinen in der Verzeichnisliste, d. h. alle wurden erkannt und können abgespielt werden.
Bedienung und Benutzerführung
Durch das Vorhandensein einzelner Tipptasten gestaltet sich der direkte Funktionsaufruf sehr übersichtlich. Mit der goldenen Taste unten rechts wird das Gerät ein- und ausgeschaltet, im Betrieb kann damit das Display aktiviert oder ausgeschaltet werden. Während des Abspielens und während des Ladevorgangs kann wahlweise der Ring um diese Taste pulsierend weiß leuchten.
Die Wiedergabesteuerung über das Tastenrad ist selbsterklärend: Tasten rechts oder links kurz gedrückt springt zum nächsten oder vorherigen Titel, lang gedrückt spult im aktuellen Titel vor oder zurück; Taste oben startet oder pausiert die Wiedergabe, Taste unten stoppt die Wiedergabe mit Sprung zum Titelanfang; zentrale Taste kurz gedrückt startet/pausiert ebenfalls oder zeigt nacheinander Spektralanzeige und Albumcover (falls vorhanden), lang gedrückt zeigt den aktuellen Dateinamen in einem Popup. Die aktuell gewählte Funktion wird im Display angezeigt.
Die Auswahl eines Albums erfolgt über die obere linke Taste. Die Auswahl eines Tracks innerhalb des Albums oder einer Trackliste wird über die obere mittlere Taste vorgenommen. Die obere rechte Taste ruft Menüfunktionen zur Konfiguration des Gerätes auf. Über die Taste darunter erreicht man den Equalizer. Die nächste Taste darunter kann für eine besondere Funktion (wie z. B. Stummschaltung) frei konfiguriert werden. Bei allen Menüoperationen dient das Tastenrad als Cursorkreuz für die Navigation, mit der mittleren Taste zur Bestätigung einer Auswahl.
Die Lautstärke wird mit dem Drehgeber rechts am oberen Gehäuserand eingestellt. Die Wirkung der jeweiligen Drehrichtung kann konfiguriert werden. Die Einstellung ist sehr feinfühlig in 75 Schritten; diese sind im unteren Lautstärkebereich flacher, im oberen Bereich steiler ansteigend gewählt. Im Display kann der Einstellwert an einer eingeblendeten anschaulichen Grafik abgelesen werden. Neben dem unsymmerischen Kopfhörerausgang ist ein separater Line-Out-Anschluss mit wahlweise festem oder frei einstellbarem Pegel vorhanden. Nutzt man diesen, wird der Kopfhöreranschluss stummgeschaltet.
Zur Auswahl eines Albums oder Equalizers oder zur Gerätekonfiguration muss erst das Display aktiviert werden. Lautstärkeregelung, Wiedergabesteuerung und Aufruf der frei gewählten Funktion sind dagegen auch bei ausgeschaltetem Display möglich. Über einen Schiebeschalter kann die Bedienung gesperrt werden.
Das Display ist in seiner Auflösung relativ grobkörnig, bietet jedoch eine übersichtliche Anzeige des Gerätezustands. Der obere Bereich wird dominiert von einem nach linkem und rechtem Kanal unterteiltem Signalpegelbalken im Umfang von 50 dB mit grün/gelb/rot abgestuften Schritten. Diese Anzeige richtet sich (warum auch immer) nach der eingestellten Lautstärke. Die Schriftinformationen im Display werden teils mit einem schwer ablesbaren Font dargestellt. Am unteren Displayrand erscheint der Dateiname des aktuellen Tracks, bei Überlänge rollt er horizontal von rechts nach links durch.
Die Benutzerführung der westeuropäischen Firmware kann in Deutsch, Englisch oder Französisch konfiguriert werden. Die deutschen Bezeichnungen sind ordentlich übersetzt und korrekt mit Umlauten versehen, die jedoch eigenartig abgesetzt erscheinen.
Der erste Klangeindruck
Ich schließe den Ohrkanal-Kopfhörer Moshi Keramo  , mit dem ich hauptsächlich wiedergeben möchte, an das Gerät an und treffe meine Musikauswahl. Erwartungsgemäß wird der erste Titel gespielt; es klingt phänomenal gut. Ich probiere die maximale Lautstärke aus, und es wird ordentlich laut. Da entdecke ich den winzigen Schiebeschalter für die Verstärkung, der auf »niedrig« steht. Ich schiebe ihn ohne nachzudenken auf »hoch« – und es bläst mir erst einmal die Hörerkapseln aus den Ohren. Selbst mit extrem hoher Lautstärke ist die Wiedergabe absolut unverzerrt! Der LPG hat enorme Lautstärkereserven, was besonders für eher konservativ ausgesteuerte (sprich: sehr leise) Musiktitel, aber auch für Energie schluckende High-End-Kopfhörer wichtig ist. Allerdings ist hierbei auch Selbstdisziplin notwendig, denn es macht Spaß mit dem LPG laut  zu hören; trotzdem sollte man auf sein Gehör achtgeben.
Funktionen zur Klangbeeinflussung
Der LPG weist zwei unterschiedliche Möglichkeiten zur Klangbeeinflussung auf. Die erste heißt Acoustic Timbre Embellisher (ATE), was etwa »Akustische Klangfarben-Beschöniger« bedeutet. Leider sind die Informationen hierzu eher spärlich, und man kann nur vermuten, was sich dahinter verbirgt. Egal was es sein mag, für authentische Wiedergabe verbietet sich so etwas.
Alternativ dazu wird ein parametrischer Equalizer (PMEQ) mit fünf Frequenzbändern angeboten. Dieser war mit ein Hauptgrund für meine Entscheidung für diesen Audio-Player; meiner Ansicht nach (und auch nach Meinung von Audio-Profis) setzt die Wiedergabe über Ohrkanal-Kopfhörer die Möglichkeit einer solchen qualitativ hochwertigen Klanganpassung voraus. Der LPG bietet die üblichen Genre-spezifischen festen Voreinstellungen wie Classic, Pop, Rock usw.. Daneben sind sechs individuelle Einstellungen mit frei wählbaren Namen (naja, fünf Großbuchstaben oder Ziffern) abspeicherbar.
Da ich mit der Einstellung eines parametrischen Equalizers vertraut bin, kann ich schnell die von mir herausgefundenen Korrekturen für den Keramo vornehmen. Das Ergebnis übertrifft die bisherige phänomenal gute Wiedergabe nochmals. Ohne jegliche Beeinträchtigung wird die Wiedergabe an meine individuelle Ohrkanal-Hörkurve angepasst.
Ein Tester bezeichnet die Handhabung des parametrischen Equalizers als »dog of a task«, auf Deutsch ein Elendsjob. Und es ist richtig: Ohne tiefergehende Beschreibung ist die Einstellung nur etwas für Audio-Profis. Die Anleitung benennt lediglich die Einstellparameter und ihren Wertebereich, sie sagt nichts über die sachgemäße Verwendung aus.
Wiedergabequalität
Warum erwirbt jemand einen Audio-Player der Referenzklasse? Angeben kann man damit nicht, weil kaum jemand etwas damit anfangen kann. Man wird von den meisten Menschen eher mitleidig als Spinner belächelt, denn »den Unterschied höre ich sowieso nicht!«. Seltsamerweise finden solche Mitmenschen nichts dabei, ein kostspieliges Auto der oberen Mittelklasse anzuschaffen, weil jeder den Unterschied zu einem einfacheren Gefährt nachvollziehen kann.
Referenzklasse bedeutet für mich, dass aus einer Musikdatei ganz gleich welchen Formats das Bestmögliche herausgeholt wird. Dazu möchte ich bei verzerrungsfreier Wiedergabe über ausreichende Lautstärkereserven verfügen und den Klang nach meinen Erfordernissen anpassen können. Damit meine ich nicht, für jede Musikrichtung eine eigene Einstellung, sondern eine einmalige Einstellung, die mit einem Kopfhörer meiner Wahl eine ausgewogene und natürliche Wiedergabe ermöglicht. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, besteht die geringste Gefahr, sich bei hoher Abhörlautstärke das Gehör zu ruinieren. Weiter erwarte ich von einem Audio-Player der Referenzklasse tadellose Verarbeitung und zuverlässige Funktion in allen Bediensituationen.
Der LPG erfüllt meine Erwartungen dahingehend voll und ganz. Die Wiedergabe ist extrem konturiert und schonungslos, manchmal fast etwas ernüchternd. Nicht jede Musikmischung verträgt es, in aller Schärfe bloßgestellt zu werden, und Mängel hierbei deckt der LPG unerbittlich auf. Vielleicht ist dafür die ATE-Klangbeeinflussung (Klangbeschöniger…) vorgesehen worden?
Mancher erwartet hier vermutlich eine blumige Beschreibung des Höreindrucks, bezüglich Stereo-Basisbreite oder räumlicher Tiefenstaffelung. Nur, erstens halte ich nichts von derartigen verbalen Ergüssen, und zweitens ist die Hörwahrnehmung extrem subjektiv und auch bei einer Person nicht konstant. Wenn man nicht die Möglichkeit eines echten Doppelblindtests hat, ist kein Hörvergleich wirklich aussagefähig, zumal das Ergebnis auch vom verwendeten Kopfhörer oder der Musikanlage abhängt. Daher kann ich die Wiedergabequalität nur als neutral und in jeder Hinsicht phantastisch bezeichnen.
Audiodatei-Formate
Der LPG kann Tondateien mit 16-Bit-Auflösung in einer Vielzahl von Formaten wiedergeben. Für weit verbreitete verlustbehaftete Tondateien sind dies MP3, Ogg-Vorbis, WMA und AAC in allen möglichen Bitraten. Vorzuziehen sind natürlich verlustfreie Formate wie WAV, FLAC, ALAC oder APE. Allerdings ist zwischen einer MP3-Tondatei mit 320 kBit/s und einer FLAC-Datei klanglich kein Unterschied auszumachen. Ein komplettes Album in einer FLAC-Datei kann durch eine CUE-Datei in einzelne Tracks segmentiert werden. CDs können als ISO-Abbild direkt gelesen werden.
Hinzu kommen die High-Resolution-Audio-Formate mit 24-Bit-Auflösung und 88 bzw. 96 oder 176 bzw. 192 kHz Abtastfrequenz, sowie die 1-Bit DSD-Formate (Direct Stream Digital  ), die auch auf Super-Audio-CDs (SACD) vorliegen. Nach Meinung von Anhängern der audiophilen Religion sollen erst diese Formate eine mit erstklassigen analogen Tonquellen vergleichbare naturgetreue Wiedergabe ermöglichen.
Stromverbrauch und Aufladung
Im LPG steckt ein mächtiger Lithium-Ionen-Akku mit 22 Wh Kapazität, der vermutlich auch maßgeblich das Gewicht verursacht. Nach den Datenangaben des Herstellers hält das Gerät bei voller Aufladung ca. 11 Stunden lang durch; ich kann mehr als 12 Stunden erzielen. Im Display wird der Ladezustand wahlweise in Prozent oder verbleibender Spieldauer angezeigt, diese Anzeige ist ziemlich präzise. Die Aufladung erfolgt über das mitgelieferte Ladegerät in max. fünf Stunden; währenddessen ist der Wiedergabebetrieb möglich.
In der Anleitung sind Hinweise zu finden, wie man die maximale Kapazität des Akkus möglichst gut erhalten kann. Ruft man die aktuelle Akku-Info im Display auf, werden diese Hinweise mit aktuellem Bezug gegeben, z. B. »Akku vollständig aufladen« oder »Akku erst vollständig entladen«. Befolgt man diese Hinweise, wird man mit der Anzeige »Gute Gewohnheiten« belohnt!
Dokumentation
Mit dem Gerät werden zwei englischsprachige Anleitungen geliefert: eine Kurzbedienungsanleitung und ein komplettes Manual. Beides ist über das Internet auch als PDF zu finden. Obwohl alle wichtigen Themen darin erläutert werden, ist die Beschreibung sparsam gehalten. Manches wünscht man sich etwas ausführlicher beschrieben, aber tatsächlich (dank der intuitiven Bedienweise) braucht man nicht wirklich mehr Informationen, wenn man mit den Gegebenheiten eines Audio-Players grundsätzlich vertraut ist.
Aufbewahrung
Ein Gerät wie den LPG möchte man sorgfältig behandeln und sicher aufbewahren. Der mitgelieferte Zugbeutel ist nett anzusehen und macht sich gut auf dem Gabentisch oder in der Schmuckvitrine, in der praktischen Nutzung ist er jedoch zu dünn und zu empfindlich. Der ebenfalls mitgelieferte Lederköcher sitzt etwas zu stramm beim ersten Einstecken, und bei intensiver Nutzung wird er vermutlich ausleiern.
Lotoo Zugbeutel Lotoo Lederköcher
Lotoo Zugbeutel Lotoo Lederköcher
Als praktisch geeignete Lösungen bieten sich zwei Taschen der Fa. Cullmann (Fotozubehör) an: Ultralight pro Compact 200, eine Tasche mit Gürtelschlaufe für das Tragen am Körper sowie Elba Compact 150, eine einfache aber exakt passende Neopren-Schutztasche für die reguläre Aufbewahrung und Nutzung. Diese Taschen schützen nicht bei Herunterfallen (nur minimale Polsterung), bieten aber ausreichenden Schutz gegen Fingerabdrücke, Staub und Verkratzen. Übrigens ist die Oberfläche des Gerätes in dieser Hinsicht sehr unempfindlich.
Cullmann Ultralight pro Compact 200 Cullmann Elba Compact 150
Cullmann Ultralight pro Compact 200 Cullmann Elba Compact 150
Was fehlt
Keine Rose ohne Dornen, heißt es. Der LPG ist ein Audio-Player für Musikgenießer, jedoch kein Musterbeispiel für zeitgemäßen Nutzungskomfort. Die Informationen über eine Tondatei beschränken sich auf deren Dateinamen und die Parameter Dateityp, Abtastrate, Bit-Auflösung und Bitrate. Es gibt keine Anzeige von Informationen aus Tondatei-Metadaten (ID3-Tags bei MP3), daher besteht auch keine Möglichkeit der Sortierung, Filterung oder Suche danach. Man sollte deshalb die Organisation auf der Speicherkarte entsprechend mit übersichtlich strukturierten Unterverzeichnissen vornehmen.
Die zuletzt abgespielte Tondatei bleibt auch nach dem Aus- und wieder Einschalten gespeichert, nicht aber die Position innerhalb dieser Tondatei, also keine echte Resume-Funktion. Der USB-Anschluss dient ausschließlich zum Dateitransfer, es ist kein Aufladen über USB und kein Betrieb als D/A-Wandler möglich. Auch sind weder Bluetooth noch W-LAN vorhanden, und es ist kein Digitalausgang vorgesehen. Daher ist auch kein Audio-Streaming möglich.
Was bleibt
Der Lotoo PAW Gold ist ein hochkarätiger reinrassiger Audio-Player. Man schließt einen Kopfhörer oder eine Musikanlage daran an, schaltet ihn ein, wählt Musiktitel, Lautstärke und ggf. Klangeinstellung und schaltet dann das Display aus. Danach vergisst man ihn, weil man sich nur noch auf die Musikwiedergabe konzentriert – kein Gefummel mit einem Touchscreen, keine Apps für irgendwelchen Schnickschnack. Genau so mag ich es!
Was verwundert
Ein paar Gegebenheiten sind eigenartig:
Trotz großzügiger Prozessorleistung beherrscht der LPG keine lückenlose Wiedergabe (Gapless Playback) – enttäuschend.
Das Gerät wird während des Aufladens und während der Wiedergabe bisweilen ziemlich warm. Vielleicht soll das Vollmetallgehäuse ja auch als Kühlkörper dienen?
Als Zusatzfunktion gibt es die Anzeige des Frequenzspektrums zur abgespielten Tondatei; sie weist für ein Gerät dieser Klasse zuviele Schwächen auf. Diese Anzeige mit 16 Frequenzbändern gleicher relativer Bandbreite sollte bei rosa Rauschen eine waagerechte Linie zeigen, hier geschieht dies bei weißem Rauschen. Die Anzeige sollte unabhängig von Ausgangspegel und Equalizer-Einstellung erfolgen. Die Frequenzselektivität bei niedrigen Frequenzen könnte besser sein. Unterhalb eines Schwellwertes wird ein Grundrauschpegel angezeigt. Positiv fällt die Visualisierung auf: beide Kanäle getrennt, mit schneller Spitzenpegel-Anzeige und kurzzeitig festgehaltenen Maximalwerten.
Zusätzlich ist die Anzeige eines Albumcover-Bildes möglich. Hier setzt das Display enge Grenzen, die Pixeligkeit lässt keine saubere Darstellung zu. Außerdem wird das Bild an die Breite des Displays angepasst, die Höhe wird dabei beschnitten.
Lotoo PAW Gold vs. TrekStor Vibez
Durch langjährige Nutzung des TrekStor Vibez  bin ich ziemlich verwöhnt im Hinblick auf portablen Musikgenuss. Seine hohe Wiedergabequalität bei hochwertigen MP3-Audiodateien lässt kaum den Wunsch nach einem höher auflösenden Format aufkommen. Dieses Gerät ist zu meinem zuverlässigen täglichen Begleiter im lärmenden Stadtbetrieb geworden.
Der konzeptionelle Generationsunterschied zwischen beiden Geräten beträgt rund 8 Jahre (Vibez 2006, LPG 2014). Sieht man von Unterschieden bei Bedienung, Speichergröße und Akku-Kapazität ab, gibt es doch eine große Ähnlichkeit: Beide bieten störungsfreie erstklassige Musikwiedergabe bei einer Vielzahl an Dateiformaten. Bei beiden ist die Displayauflösung annähernd gleich (Vibez: LCD mit 176 × 132 Pixel, LPG: OLED mit 160 × 128 Pixel), aber unterschiedlich in der Darstellung. Während der Vibez eher auf luftige Präsentation mit mehreren Ansichten setzt, wurde im LPG alles in eine Ansicht hineingepackt.
Der Vibez ist vergleichbar komfortabel in der Handhabung, trotz der geringeren Anzahl von Bedienelementen. Da er eine Datenbank mit Audiodatei-Metadaten führt, ist die Musikauswahl angenehmer. Für eine ordentliche Musikvielfalt in datenreduziertem Format ist die Speichergröße von 12 GB völlig ausreichend, ich schöpfe sie nicht einmal voll aus. Der LPG bietet – je nach Wahl der Speicherkarte – erheblich mehr Platz für Musikdateien, auch bei unkomprimiertem Material; für hoch auflösende Audioformate ist das eine absolute Grundvoraussetzung. Noch dazu kann man die Speicherkarte leicht wechseln und dadurch die Kapazität vervielfachen.
In der niedrigen Verstärkungseinstellung des LPG weisen beide Geräte annähernd gleiche Ausgangsleistung auf. In der hohen Verstärkungseinstellung ist die Ausgangsleistung des LPG erheblich größer als die des Vibez. Verwendet man den Vibez aber mit einem zusätzlichen Kopfhörerverstärker (bei mir: Fiio E11/E11k oder E12), erhöht sich damit auch die verfügbare Ausgangsleistung. Der Vibez glänzt dazu mit geringerer Größe und geringerem Gewicht.
Im Klangergebnis möchte ich beide auf eine Stufe stellen, zumindest bei den 16-Bit-Tondateiformaten. Der Vibez hat bei voller Lautstärke ein höheres Grundrauschen und zeichnet etwas weicher, was aber auch von einem zusätzlichen Verstärker abhängen kann. Der LPG klingt vordergründiger und konturenschärfer, manchmal fast etwas aggressiv. Beide bieten ein absolut makelloses und authentisches Klangbild.
Beide Geräte verfügen über einen parametrischen Equalizer, und hier setzt der Vibez Maßstäbe mit einer völlig frei wählbaren Anzahl und Benennung von EQ-Einstellungen. Der Equalizer des LPG ist dafür wesentlich feiner justierbar, was aber auch die praktische Handhabung erschwert.
Während der Vibez aus einer Ein-Chip-Lösung mit integriertem hochwertigem D/A-Wandler besteht, wurden im LPG professionelle Standardbauelemente wie der Wandler PCM1792 von Burr-Brown und der Verstärker LME49600 eingesetzt, dazu ein Blackfin ADSP-BF514 Prozessor. Diese Wahl geht natürlich zu Lasten des Stromverbrauchs, und so kann man nur immer wieder über die Leistungsfähigkeit des Vibez mit seinem winzigen Akku und seiner Miniatur-Festplatte staunen.
An der Dokumentation zum Vibez kann sich mancher Hersteller ein Beispiel nehmen: Die Bedienungsanleitung geht auf 35 Seiten auf wirklich alle Aspekte ein. Das englische Manual zum LPG lässt trotz 50 Seiten viele Fragen unbeantwortet.
Fazit
Ein Audio-Player der Referenzklasse soll vor allem eine störungsfreie Wiedergabe von Tondateien unterschiedlichster auch hochauflösender Formate mit höchstmöglicher Klangqualität und Wiedergabetreue ermöglichen. Diese Bedingung erfüllt der PAW Gold in vollem Umfang. Wer darüber hinaus Komfortfunktionen erwartet, könnte vielleicht enttäuscht sein.
Material zum Herunterladen
Lotoo PAW Gold Quick Start Guide (PDF 518 kB)
Lotoo PAW Gold User's Manual (PDF 2,12 MB)
Lotoo PAW Gold Review – Hifi World January 2016 (PDF 580 kB)
Links zum Thema
Lotoo China Website – PAW Gold   Google Übersetzer
Lotoo China Website – PAW Gold  (englisch)
Lotoo Japan Website – PAW Gold   Google Übersetzer
Reference Audio Analyzer – Test Report Lotoo PAW Gold – Headphone Amplifier  (englisch/russisch)
Reference Audio Analyzer – Test Report Lotoo PAW Gold – DAC Line Out  (englisch/russisch)
Test des Lotoo Paw Gold: DER Fetisch
The Pro Audio Web Blog – Lotoo PAW Gold DAP Review  (englisch)
Lotoo PAW Gold – 24 Carat Sound  (englisch)
Sound Perfection Reviews – Lotoo PAW Gold  (englisch)
Mind The Headphone – Lotoo PAW Gold  (englisch)
The Headphone List – Lotoo PAW Gold  (englisch)
6moons audioreviews – Lotoo PAW Gold  (englisch)
Lotoo PAW Gold Digital Audio Player – The Absolute Sound Review  (englisch)
The Evolution Of Sound – Lotoo PAW Gold Diana Edition  (englisch)
Portable Audio PowerHouse – Review of the Lotoo PAW Gold Music Player  (englisch)
Video: Lotoo PAW Gold – Unboxing, Feature Discussion, and Review  (englisch)
Head-Fi Forum – Introducing Lotoo PAW Gold  (englisch)
Dignis Hi-Fi Audio Case for Lotoo PAW Gold  (englisch)
Lotoo PAW Gold Handmade Natural Leather Case for protection  (englisch)
Test Lotoo PAW Gold: un baladeur numérique haut de gamme, semi-pro!  (französisch)
Lotoo PAW Gold et PAW 5000, baladeurs Hi-Res au look vintage et "pro"  (französisch)
Hinweis:  Für den Inhalt der Seiten sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich.
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