Olymp der Musikalben (Teil 1)
Im Internet gibt es Unmengen von mehr oder weniger klugen und ausführlichen Stellungnahmen zu allen existierenden Musikalben. Daher beschränke ich die folgenden Beschreibungen auf mein persönliches Verhältnis zu den von mir unter dem Aspekt »Gesamtkunstwerke und Klassiker« ausgewählten Alben. Würde ich alle Alben auflisten, auf denen der eine oder andere gute Titel enthalten ist, würde ich nie fertig.
Stilrichtungen:
Art-Rock   Ambient / Alternative   Dance / Trance   J-Pop  
Progressive Rock   Jazz / Jazz-Rock   Klassik / E-Musik   Pop / Rock  
Art-Rock
feelgood.jpg   Bill BrufordFeels Good To Me  (1977)
Ist dies nun Art-Rock oder eher Jazz-Rock? Schubladen sind immer problematisch, besonders bei einem Grenzgänger wie Bill Bruford  , einem meiner Schlagzeug-Idole, hier zusammen mit Allan Holdsworth, Dave Stewart und Jeff Berlin, dem Trompeter Kenny Wheeler und der Jazz-Sängerin Annette Peacock: Von kurzweilig (Feels Good To Me) bis meditativ (Either End Of August) ist alles dabei. Wer wie ich Sound-Experimente und abstrakte Kompositionen liebt, auch gern im 5/4-, 7/8- oder 9/8-Takt, hat Stoff für eine interessante Dreiviertelstunde. Für ausgefallene Gitarren-, Bass- und Keyboard-Soli ist ebenfalls gesorgt.
tsecrets.jpg   Eddie JobsonTheme Of Secrets  (1985)
Eigentlich gehört dieses Album fast in die Sektion Klassik / E-Musik, denn es gibt eine auffallende Ähnlichkeit mit den Werken von Wendy Carlos. Auf dem ersten UK-Album  setzte Eddie Jobson die Keyboard-Akzente. Dieses Album hier ist komplett mit dem legendären Synclavier  eingespielt, daher liegt die Verwandtschaft mit Switched-on Bach  und dem Moog-Synthesizer nahe.
Musikalisch zieht sich das Theme Of The Secrets wie ein roter Faden durch das ganze Album, und durch seine Variationen wie auch durch die effektvolle Tonmischung prägt sich dieses ohnehin mysteriöse Thema immer mehr ins Gehör ein.
trilogy.jpg   Emerson Lake & PalmerTrilogy  (1972)
Eines meiner ersten Alben (mit zwölf Jahren), natürlich als Vinyl-Schallplatte. Es hat mein Hörempfinden stark beeinflusst und die Brücke von der klassischen Musik zur Rockmusik gebildet. Insbesondere das Piano-, Hammondorgel- und Synthesizerspiel von Keith Emerson beeindruckte mich von Anfang an. Das konzertante Arrangement in Verbindung mit dem druckvollen Schlagzeugspiel, eine filigrane Percussion und die nicht absolut trivialen Liedtexte (anhand deren ich Englisch lernte) machten dieses Album zur Basis meiner musikalischen Ausrichtung. Obwohl ich später noch viele weitere EL&P-Alben hörte, hat mich keines so für sich gewinnen können.
kc_disci.jpg   King CrimsonDiscipline  (1981)
Obwohl bei King Crimson Musiker wie Bill Bruford  , Robert Fripp und Tony Levin mitspielen, hatte ich schon immer ein eher gespanntes Verhältnis zu ihrer Musik. Die Titel dieses Albums aber sind in ihrer Minimalistik einfach genial – sehr sparsam arrangiert, nicht mehr als nötig, aber eine wohlüberlegt eingesetzte Instrumentierung, besonders in Elephant Talk oder The Sheltering Sky. Mein Favorit ist eindeutig Indiscipline, wo fast Free-Jazz-artig die Unfähigkeit beschrieben wird, einer Versuchung zu widerstehen.
Dieses Album ist das erste aus einer Trilogie, zusammen mit Beat und Three Of A Perfect Pair. Die nachfolgenden Alben erscheinen mir aber mehr wie ein verwässerter Aufguss, mit nur wenigen herausragenden Titeln.
spartacu.jpg   TriumviratSpartacus  (1975)
Es war auf der Berliner Funkausstellung 1975, als dieses Album im Vorführraum von Kenwood gespielt wurde, mit überdimensional großen Hornlautsprechern und einer den Bauch massierenden Lautstärke. Diese Demonstration prägte meine Vorstellung von lautem  Musikhören: Saftiger, knackiger Bass, mächtiges Schlagzeug und kathedrale Orgel- und Synthesizerwiedergabe. Triumvirat als deutsche Band schwamm auf der damals populären Art-Rock-Welle und versuchte, sich gegen die übermächtige englische Konkurrenz durchzusetzen. Auch dieses Album, das als so genanntes Konzeptalbum die Geschichte von Aufstieg und Fall des römischen Freiheitskämpfers Spartakus erzählt, trug zur Erweiterung meiner Englischkenntnisse bei.
uk1.jpg   UKUK  (1978)
Schlagzeuger Bill Bruford  ist in jedem Fall ein Garant für polyrhythmische Hörerlebnisse – 5/4- und 7/4-Takt sind seine leichtesten Übungen. Zusammen mit Allan Holdsworth, John Wetton und Eddie Jobson schaffen UK eine fremdartige Atmosphäre von bisweilen arktischer Kälte. Irrwitzige Violinen- und Gitarrensoli heizen dafür dann wieder kräftig ein. Manchmal sieht man im Geiste einen dem Wahnsinn verfallenen Schlossherrn an seiner überdimensionalen Orgel sitzen.
Eine Freundin bezeichnete diese Musik einmal als »ziemlich schräg« und suchte rasch das Weite...
dngmoney.jpg   UKDanger Money  (1979)
Auf diesem Album sind von den alten UK nur noch John Wetton und Eddie Jobson übrig geblieben, und sie werden von Schlagzeuger Terry Bozzio ergänzt. Der ursprüngliche Wahnsinn hat aber weiterhin Methode, denn auch Bozzio ist ein Meister der Polyrhythmik. Die Titel dieses Albums wirken insgesamt deutlich wärmer und druckvoller, z. B. im Titelstück Danger Money oder in Nothing To Lose, manchmal aber auch besinnlicher und lyrischer, wie in Rendezvous 6:02. Höhepunkt ist das zwölf Minuten lange Carrying No Cross, in dem alle Spielarten des Art-Rock zum Einsatz kommen. Keith Emerson spielt zwar nicht mit, hätte aber sicher seine helle Freude daran.
close-to.jpg   YesClose To The Edge  (1972)
Als ich dieses Album kennen lernte, wusste ich noch nichts von Art-Rock oder diesbezüglichen Stilkriterien. Mich beeindruckte die klassische Harmonik, die so ganz anders war als die damals aktuelle Hitparadenmusik, und die fließenden Übergänge zwischen den szenenartigen Teilen der Kompositionen prägten mein akustisches Vorstellungsempfinden. Erst viele Jahre später realisierte ich, dass mit Bill Bruford  ein für mich vorbildhafter Schlagzeuger mitspielte.
Yes sollten auch weiterhin eine wesentliche Größe für meine Musikwahrnehmung bleiben, aber spätere Alben konnten den bleibenden Eindruck dieses Albums nicht entkräften.
Progressive Rock
gossamer.jpg   Dave BainbridgeVeil Of Gossamer  (2004)
Dies ist ein sehr spirituell angehauchtes Konzeptalbum vom extrem talentierten Lead-Gitarristen der schottischen Band Iona. Neben sanften, mit der Musik von Clannad vergleichbaren, Titeln gibt es etliche kraftvolle hymnenartige Stücke wie Over The Waters, The Everlasting Hills Part 5, The Homeward Race und Star Filled Skies Part 4. Das filigrane und druckvolle Schlagzeugspiel von Frank van Essen treibt die opulent arrangierten Stücke vorwärts und bietet eine solide Grundlage für die manchmal etwas ausufernden Soli der akustischen und elektrischen Gitarren.
Es gibt eine gute Rezension  mit Interview in englischer Sprache und hier das Booklet  (PDF-Dokument 3,9 MB) zu diesem Album zum Herunterladen.
lte.jpg   Liquid Tension ExperimentLiquid Tension Experiment  (1998)
Progressive Rock ist im Grunde nur ein anderes Wort für Art-Rock. Mein erster Gedanke beim Anhören dieses Albums war: »Die machen ja alles, was heutzutage eigentlich verboten ist!«  Angetreten nach eigenen Worten als »Supergruppe aus Super-Musikern« zelebrieren Tony Levin, John Petrucci, Mike Portnoy und Jordan Rudess alle Facetten früherer Art-Rock-Zeiten. Wer Chart-Hits sucht, wird hier leider nicht fündig; wer gerne in orgiastischen Klangstrukturen badet, kommt dagegen voll auf seine Kosten. Das fast halbstündige Three Minute Warning als live im Studio eingespielte Performance ist wohl eher etwas für Fans ausgedehnter Soli.
lte2.jpg   Liquid Tension ExperimentLiquid Tension Experiment 2  (1999)
Wer es beim Anhören des ersten LTE-Albums noch nicht mitbekam, erkennt es sicher bei diesem Album: Die vier Musiker verstehen es, über die Musik miteinander zu kommunizieren. Es macht Spaß, ihnen dabei zuzuhören und ein Vollbad in ihren harmonischen Schwelgereien zu nehmen. Wie am Ende von Another Dimension sehr richtig bemerkt wird: »Yeah baby yeah!« 
absentia.jpg   Porcupine TreeIn Absentia  (2003)
Porcupine Tree gibt es bereits seit 1987, doch erst mit diesem Album kam Drummer Gavin Harrison dazu. Dieser zeichnet sich durch ein abwechslungsreiches und inspiriertes Schlagzeugspiel aus, das die manchmal etwas introvertierten Kompositionen sehr belebt. Die Texte von Steven Wilson sind nachdenklich und bisweilen morbid, sie können auf der Webseite Dark Lyrics  nachgelesen werden. Musikalisch gibt es viele versponnene Linien akustischer Gitarren und immer wieder Klänge von Mellotron oder Hammond-Orgel. Die Atmosphäre ist oft düster und bedrückend, z. B. in Lips Of Ashes. Herausragend ist das anrührende The Sound Of Muzak, das den Niedergang der (Pop-)Musik anprangert.
»One of the wonders of the world is going down, one of the blunders of the world that no-one cares enough.«
deadwing.jpg   Porcupine TreeDeadwing  (2005)
Steven Wilson, das Mastermind von Porcupine Tree, schafft mit seinen Texten auf diesem Album (nachzulesen auf der Webseite Dark Lyrics  ) eine Atmosphäre von Selbstgefälligkeit und Selbstmitleid, die besonders in Momenten persönlicher Niedergeschlagenheit trostreich und aufmunternd wirken kann. Das extravagante Gitarrenspiel von Gastmusiker Adrian Belew (King Crimson) passt ausgezeichnet zu dieser Stimmung. Herausragend sind das Titelstück Deadwing, Shallow, Lazarus, Halo und das fast zwölf Minuten lange Arriving Somewhere But Not Here.
»I'm not the same as you, 'cause I've seen the light and I'm gaining in height now. I got a halo round me, I got a halo round my head.«
smpte.jpg   TransatlanticSMPTE  (1999)
Es ist ja schon fast eine Frechheit, wie ungeniert Roine Stolt, Neal Morse, Mike Portnoy und Pete Trewavas sich aus der Art-Rock-Kiste bedienen: All Of The Above ist fast ein genaues Abbild von Close To The Edge von Yes, in We All Need Some Light hört man Emerson Lake & Palmer anklingen, Mystery Train könnte auch von Gentle Giant stammen und in In Held (Twas) In I kann man entfernt Ekseption wiederfinden. Wenn ich solche Zitate erkenne, bin ich eigentlich froh, dass noch jemand diese Musiktradition fortsetzt – zwar gibt es in den aktuelleren Stilrichtungen wie NuRock oder NuMetal interessante Entwicklungen, aber gutes und solides musikalisches Handwerk kann zeitlos dagegenhalten.
Ambient / Alternative
lifebush.jpg   Brian Eno / David ByrneMy Life In The Bush Of Ghosts  (1981)
Zwei geniale Musikergrößen haben mit diesem Album ein Richtung weisendes Meisterwerk geschaffen: Eine Mischung aus Geräuschcollagen, bestehend aus Schnipseln von Rundfunkbeiträgen, zusammen mit exzellent arrangierter Rhythmik und mystischen, oft orientalisch anmutenden Klangharmonien. Brian Eno war immer schon ein Vorreiter der Ambient-Musik, die die Musikalität natürlicher Klangereignisse unter Beweis stellt. Interessant ist auch die Verwandtschaft mit der viel später entstandenen Trance-Musik, die allerdings meistens stärker psychedelisch orientiert ist. Es ist bemerkenswert, dass mit vergleichsweise einfachen Toneffekten ähnliche Klangeindrücke entstehen, wie sie mit den heutigen digitalen Effektprozessoren möglich sind.
bdgroov4.jpg   Buddha Grooves Vol. 4Sampler  (2008)
Spätestens seit der Erfindung des Walkman™ ist es nicht mehr außergewöhnlich, mit Kopf- oder Ohrhörern draußen herumzulaufen. Besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln kann es segensreich sein, den Gesprächen der Mitmenschen nicht zuhören zu müssen – eine moderate Wiedergabelautstärke ohne Belästigung vorausgesetzt. Auch wenn ich dabei gerne meine Lieblingsalben höre, gibt es doch Momente, in denen ich einfach eine angenehme akustische Atmosphäre genießen möchte. Ambient-Musik ist dafür sehr gut geeignet, denn sie bietet wenig emotionale Anreize, ist präsent, ohne aufdringlich zu wirken.
Die Musik dieses Doppelalbums erinnert gelegentlich an die Hintergrundmusik in einem chinesischen Restaurant: fernöstlich geprägt und damit leicht exotisch, aber an den westlichen Hörgeschmack angepasst. Nur, dass diese Musikstücke etwas raffinierter komponiert und arrangiert sind. Vielleicht schätzt nur ein tontechnisch versierter Mensch die Intelligenz dieser Kompositionen von mehrheitlich nur Insidern bekannten DJs oder Projektkünstlern.
Man ist auf einem entspannenden und beschwingten Trip, ohne etwas »einwerfen« zu müssen.
liquid.jpg   RecoilLiquid  (2000)
Dieses Album hat bisweilen den Charakter einer Klangcollage oder eines Hörspiels, aber durch eine gut arrangierte Rhythmik bleibt es eher Trip-Hop-lastige Musik. Düstere Texte über Menschen mit sonderbaren erotischen Vorlieben, die oft im Flüsterton vorgetragen werden, schaffen eine gruselige Atmosphäre. In Want schildert eine Frau, wie sie ihren Liebhaber auf die Folter spannen will, und in Breath Control erzählt eine Frau, wie sie ihren Liebhaber im Akt erwürgt hat. Es gibt viele Details herauszuhören, wie Geräusche oder Percussion, und die Tonmischung ist hervorragend abgestimmt. Eine packende, gruftige Stunde ist gesichert.
»`It's just a thrill,´ he said. `It's just breath control.´«
Jazz / Jazz-Rock
azimuth.jpg   AzimuthAzimuth – The Touchstone – Départ  (1977)
Die Titel dieses 3-CD-Sets malen Klanggemälde aus Synthesizer-Ostinati und Piano-Harmonieteppichen in Verbindung mit ätherischem Gesang sowie aufreizenden Flügelhorn- und Trompetenläufen. Dazu kommt auf der dritten CD noch eine Gitarrenbegleitung.
Die manchmal atonale Harmonik dieser Musik ist gut geeignet, um einen mit viel Gedankenballast angefüllten Kopf zu reinigen. Eine Art akustischer Spaziergang in fremder, aber angenehmer Umgebung.
masques.jpg   Brand XMasques  (1978)
Brand X interessierten mich zunächst, weil Phil Collins von Genesis am Schlagzeug mitspielte. Auf diesem Album ist er nicht dabei, was aber kein Nachteil ist. Die Stücke sind sehr lyrisch und vermitteln eine friedliche Atmosphäre, und die Percussion von Morris Pert schafft abwechslungsreiche Klangeindrücke.
Obwohl auf allen Brand X-Alben gute Titel enthalten sind, empfinde ich die Kompositionen dieses Albums durchwegs als besonders angenehm.
x-comm.jpg   Brand XXCommunication  (1992)
Wieder ein Brand X-Album ohne Phil Collins, und wieder kein Verlust. Die Kernbesetzung mit John Goodsall und Percy Jones schafft mit Gitarre und Bass sowie Frank Katz am Schlagzeug intelligente und durchwegs kurze Titel, die oftmals Free-Jazz-Charakter aufweisen. Wer nicht weiß, wozu ein Harmonizer eingesetzt werden kann, ist nach dem Anhören dieses Albums schlauer. Wer nicht weiß, was ein Harmonizer ist, sollte sich einfach an den seltsamen Klangeindrücken erfreuen.
Dieses Album sollte laut  angehört werden.
hrdwired.jpg   Dave WecklHard Wired  (1994)
Dave Weckl ist ein versierter Studio- und Session-Drummer. Er war lange mit Chick Corea unterwegs, bevor er sein eigenes Bandprojekt begann. Sein Musikstil lässt sich am besten mit Fusion beschreiben.
Bei diesem Album steht naturgemäß das Schlagzeug im Vordergrund. Die Abmischung ist so angelegt, dass man das Geschehen fast wie der Drummer hört, man ist also mittendrin. Alle Details des Schlagzeugspiels sind sehr gut herausgemischt, und so kann man den oft komplizierten Rhythmen gut folgen. Dennoch muss man schon eine Vorliebe für derart vertrackte Strukturen und Instrumentensoli haben, um das Album schätzen zu können. Die Instrumentierung wird sehr von Bläsern und Synthesizern dominiert, was mitunter recht quietschfidel klingt. Gitarrenklänge fehlen dagegen leider völlig; manchmal könnte eine Rhythmusgitarre das Klangbild durchaus bereichern.
in_lands.jpg   Double ImageIn Lands I Never Saw  (1986)
Double Image lernte ich mit anderen, zum Teil live eingespielten Musikstücken aus Sendungen des Bayerischen Rundfunks als exzellente Jazz-Gruppe mit ausgeprägtem Einsatz von Percussion-Instrumenten kennen. Die Faszination der nur mit Vibraphon, Marimbaphon und Percussion arrangierten Kompositionen dieses Albums besteht darin, dass sie Geschichten erzählen und den Zuhörer so auf eine Reise »in Länder, die ich niemals gesehen habe« mitnehmen. Abmischung und Aufnahmequalität sind hervorragend gelungen; außer sparsamem Einsatz von Raumhall wurden keine ablenkenden Effekte eingesetzt.
gifttime.jpg   Jean-Luc PontyThe Gift Of Time  (1987)
Jean-Luc Ponty war mir schon seit Mitte der 70er Jahre als Violinen-Virtuose ein Begriff. Auf diesem Album läuft er wieder zur Hochform auf, ohne dass die Musik einseitig darunter leiden würde. Dafür sorgen vor allem die exzellenten Musiker an Bass und Schlagzeug und eine angenehme Abmischung, die sensibel mit der Räumlichkeit umgeht. Im Gegensatz zu anderen Alben sind die Kompositionen dieses Albums trotz ihrer Komplexität nicht überladen oder schwer verdaulich. Die Harmonik ist intelligent und schlüssig, und tontechnische Effekte, wie Harmonizer oder Echo, werden mit Bedacht eingesetzt. In jedem Titel kommt das Synclavier  , ein Sampling-Keyboard der Extraklasse, zum Einsatz.
grunge96.jpg   MatalexJazz Grunge Tour '96  (1996)
Es war einer dieser Spontankäufe: im Plattenladen angehört und gleich mitgenommen – und nicht bereut. Dieses deutsche Live-Album höre ich immer wieder gern, und zwar laut  . Exzellente Musiker (Schlagzeuger Jost Nickel, Gitarrist Alex Gunia, Bassist Arnd Geise und Keyboarder Mat Junior sowie Gasttrompeter Randy Brecker), schöne Stimmungen und mitreißende Soli lassen den Zuhörer in Klangorgien baden. Die gute Abmischung macht das Ganze zum runden Erlebnis. Meinem Gefühl nach ist das irgendwas zwischen Jazz-Rock und Art-Rock.
Ich habe keine Ahnung, was Jazz Grunge bedeuten soll – mir gefällt's einfach.
earthbrn.jpg   PassportEarthborn  (1982)
Passport haben etliche Phasen durchgemacht. War ihre Musik zu Beginn noch sehr Jazz-lastig, bekam Klaus Doldinger mit der Zeit immer besser den kommerziellen Bogen heraus. So verflachten die Kompositionen leider zusehends, waren aber dafür um so eingängiger. Auf diesem Album ist eine gesunde Mischung aus allen Elementen enthalten: eingängig, aber zugleich intelligent und kreativ. Wie der Titel Earthborn suggeriert, ist eine gewisse »Erdverbundenheit« der Musik heraushörbar.
Mit Curt Cress sitzt eines meiner großen Idole am Schlagzeug; er versteht es, präzise wie ein Uhrwerk, abwechslungsreich, einfühlsam und immer mit einer persönlichen Note zu spielen.
defroste.jpg   SnowballDefroster  (1978)
Snowball wurde seinerzeit als »Supergruppe« gehandelt: Curt Cress, Dave King, Kristian Schulze und Roye Albrighton waren Koryphäen der deutschen Musikszene. Die Musik dieses Albums ähnelt der von Passport, ist aber funkiger und weniger jazzbetont. Dominant sind vertrackte rhythmische Strukturen, was abwechslungsreich anzuhören ist, es aber andererseits schwer macht, die Titel zu begreifen und ihrem Fluss zu folgen. Trotzdem gibt es auch schöne Gesangslinien und aberwitzige Synthesizer-Soli. Wenn man bedenkt, welche technischen Möglichkeiten damals noch nicht verfügbar waren, sind auch Aufnahmetechnik und Abmischung bemerkenswert gut.
tal_trans.jpg   Tal WilkenfeldTransformation  (2007)
Wer bitte ist Tal Wilkenfeld? Die in Australien geborene und in Amerika lebende Bassistin konnte schon in jungen Jahren ihr Talent am Bass unter Beweis stellen und begleitete Chick Corea, Jeff Beck, Herbie Hancock und viele andere auf deren Tourneen. Für mich trat sie erstmals bei Eric Clapton's Crossroads Guitar Festival 2007   in Erscheinung, wo sie zusammen mit Jeff Beck auftrat und herausragende Soloeinlagen spielte.
Auf diesem von ihr selbst produzierten Album zeigt sie zum einen ihre Fähigkeit, unaufdringlich und luftig ihren E-Bass melodiös singen zu lassen, zum anderen sind die überwiegend von ihr stammenden Fusion-Kompositionen angenehm und unterhaltsam. Besonders das meditative Stück Truth Be Told schafft eine behagliche Atmosphäre.
altstate.jpg   YellowjacketsAltered State  (2005)
Die Yellowjackets werden unter Rhythm & Jazz eingeordnet; den Stil dieses Albums würde ich aber eher unter Soft Jazz mit einer Spur Gospel einsortieren. Fast alle Titel sind instrumental ohne Gesang, mit Ausnahme von The Hope mit Sängerin Jean Baylor und den Perry Sisters. Die Kompositionen sind sehr inspiriert und bisweilen fast spirituell zu nennen (The Hope, Unity). Es gibt viele Soli von Saxophon, Piano oder akustischem Bass. Die Abmischung ist sehr luftig und lebendig, meist mit kurzem Nachhall und intelligenten Soundeffekten.
Dance / Trance
ddance03.jpg   Dream Dance Vol. 3The Best Of Dream House & Trance  (1996)
Irgendwann wollte ich es wissen: Was ist dran am Techno? Die beste Art dies herauszufinden war, eines der zahlreichen Sampler-Alben anzuhören, und so wählte ich das mit den meisten mir namentlich bekannten Interpreten. Auf diesem waren sie drauf: Faithless, Paul van Dyk, Robert Miles, Moby, um nur einige zu nennen. Die Titel dieses Doppelalbums sind in der Regel um vier Minuten lang und haben einen durchgängigen Beat; hört man sie nebenbei und zu leise, nerven und langweilen sie schnell. Erst das laute  Anhören, am besten über Kopfhörer, entfaltet alle Details der Tonmischung, und plötzlich klingt es (wenn man ein Ohr dafür hat) schlüssig und intelligent.
Nicht alle Dream Dance-Alben sind gleich gut; es hängt von den jeweils zur Zeit der Zusammenstellung aktuellen Hits ab. Dieses Doppelalbum höre ich immer noch am liebsten.
ldreams1.jpg   Land Of DreamsSampler  (1997)
Dream Dance-Titel sind kein harter Techno und auch noch keine psychedelische Trance-Musik, sondern eher zum Entspannen und Träumen geeignet. Sie eignen sich vorzüglich als Hintergrundmusik bei langweiligen, aber konzentrationsbedürftigen Arbeiten, z. B. bei der Dateneingabe von Zahlenkolonnen: Das gleichmäßige und nicht zu langsame Tempo schafft einen angenehmen Arbeitsrhythmus, und die eher emotionslose Harmonik beschäftigt das Unterbewusstsein, ohne zuviele Gefühle aufzurühren.
Dieses Doppelalbum enthält etliche Titel, die in den Hitlisten waren, z. B. von Chicane, Disco Citizens, Members Of Mayday oder Sash! – eingängig und qualitativ überdurchschnittlich, aber nicht zu anstrengend.
ldreams2.jpg   Land Of Dreams 2Sampler  (1998)
Die Art der Zusammenstellung dieses Doppelalbums entspricht der des ersten Land Of Dreams-Albums  , mir gefallen die Titel aber durchweg noch etwas besser. Aus dem Meer solcher Sampler ragen beide Alben in positiver Weise heraus.
Die Abmischung fast aller Titel ist sehr angenehm und transparent. Sicher sind die meisten Instrumente elektronischen Ursprungs, wie Klang-Sampler oder Synthesizer; richtig eingesetzt und abgestimmt muss dies aber kein Nachteil sein. Manchmal beweisen die Kompositionen sogar fast humorvolle Selbstkritik.
ttrnce02.jpg   tantrance Vol. 2A Trip To Psychedelic Trance  (1996)
Nachdem ich mich mit Technoklängen vertraut gemacht hatte, verlangte es mich nach härterem Stoff – nein, ich hatte keinen Kontakt zu Acid, Speed oder anderen Psychopharmaka. Ich stolperte über dieses Doppelalbum mit Trance-Titeln der Spitzenklasse: Juno Reactor und Astral Projection, um nur zwei bekanntere Interpreten zu nennen. Wenn ich dieses Material höre, sehe ich automatisch einen riesigen Techno-Tempel mit grell zuckenden Laserlights vor mir. Eigentlich sind alle Alben der tantrance-Reihe zu empfehlen, aber dieses Album hat bei mir den besten Eindruck hinterlassen.
Einen Fehler darf man nicht machen: diese Geräuschkulisse mit Zimmerlautstärke beurteilen zu wollen. Dieses Album möchte laut  und am besten über Kopfhörer angehört werden.
J-Pop 
sornouta.jpg   Akino AraiSora No Uta  (2005)
Dieses Album enthält eine von Akino selbst getroffene Auswahl ihrer Musikstücke aus 20 Jahren und kann als Werkschau verstanden werden. In der abwechslungsreichen Zusammenstellung finden sich vor allem ihre bekannteren Werke, also solche, die bei Anime-Serien Verwendung fanden, allen voran Voices aus der Serie Macross Plus. Die Titel haben allesamt etwas Faszinierendes und sind intelligent produziert; manchmal erschließen sie sich erst nach mehrmaligem Anhören. Manche Titel sind sogar tanzbar und haben eine positive Ausstrahlung (Kouseki Rajio, Natsukashii Umi), andere sind traditionell (Hiru No Tsuki, Moon Light Anthem), wieder andere sind eher meditativ und nachdenklich (Silent Stream, Furu Purachina).
ayu_iam.jpg   Ayumi HamasakiI Am...  (2002)
Die äußerst erfolgreiche japanische Sängerin Ayumi Hamasaki hat eine hohe Hit-Quote, was sich auch auf diesem Album bemerkbar macht: Auf einen kraftvollen Hit folgt der nächste, und das Ohr hat selten Gelegenheit auszuruhen. Aber es sind erstklassige Musiktitel, und viele von ihnen werden auch noch in heute aktuellen Live-Konzerten aufgeführt, allerdings meist wesentlich härter und rockiger arrangiert. Der Musikstil dieses Albums ist noch sehr Dance- und Trance-lastig, was durch die einfallsreichen Arrangements jedoch nicht so sehr ins Gewicht fällt. Tontechnisch kommen viele verschiedene Effekte intelligent zum Einsatz, was in der Dichte recht anstrengend wirken kann, aber dadurch auch sehr abwechslungsreich anzuhören ist.
Besonders herausragende Titel sind Unite!, Evolution, Never Ever, Dearest, M und Endless Sorrow. Connected war der einzige Titel, der es je – mit einem gegenüber der Originalversion leicht veränderten Arrangement – in die deutsche Dancefloor-Hitparade geschafft hat.
dorothy.jpg   Chihiro OnitsukaDorothy  (2009)
Von Chihiro Onitsuka erwartet man ja eher melancholische Töne. Auf diesem Album bringt sie jedoch mit Steal This Heart einen ungewohnt fetzigen Pop-Titel, und in I Pass By klingt eine lebendige Country-Atmosphäre an, mit einem wunderschönen Gitarrensolo; beide Titel sollte man unbedingt laut  hören. In Storyteller herrscht dann eine behagliche Lagerfeuer-Stimmung, bevor sie sich mit den übrigen Stücken wieder ausgiebig den für sie typischen von Weltschmerz geprägten Balladen hingibt, die sie meisterlich wie kaum eine andere japanische Künstlerin beherrscht. Im Gegensatz zu anderen Alben von Onitsuka-san ist dieses sehr ausgewogen abgestimmt, mit Begleitung hervorragender Musiker, und zudem exzellent aufgenommen und produziert.
Für dieses Album habe ich eine ausführliche Beschreibung  erstellt, und hier gibt es das Booklet  (PDF-Dokument 5,1 MB) zu diesem Album zum Herunterladen.
deeprivr.jpg   Hikaru UtadaDeep River  (2002)
Es ist sicher nicht nur der Reiz des (für Europäer) Exotischen, der dieses von der japanischen Sängerin Hikaru Utada vollständig selbst produzierte Album interessant macht. Das Album stellt auch einen hohen Reifungsgrad ihres künstlerischen Schaffens dar. Ausgefeilte und intelligente Rhythmik mit interessanten Effekten verbunden mit lyrischen Melodien und abwechslungsreicher, fernöstlich geprägter Harmonik lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Durch ihre besonderen stimmlichen Qualitäten ragt Hikaru aus der Vielzahl an Pop-Stimmen heraus. Liest man die Übersetzungen der japanischen Liedtexte, zeigt sich auch hier eine enorme Reife.
Eine der größten Stärken von Hikarus Musik liegt für mich in der kraftvollen Behutsamkeit, die sie vor allem durch ihre Stimme vermittelt.
ultrablu.jpg   Hikaru UtadaUltra Blue  (2004)
Dieses Album ist nicht ohne Grund eines der erfolgreichsten von Hikaru Utada. Wikipedia  schreibt: »Ultra Blue wurde von vielen Kritikern als wegweisend in Sachen Pop und Melodie bezeichnet.« Das kann ich nur bestätigen: Mit jedem Titel des Albums taucht man in einen akustischen Kosmos ein, der auch nach zigmaligem Anhören immer neue Details preisgibt. Auch wenn manche Teile vordergründig repetitiv wirken, ist doch kein Taktteil gleich einem anderen. Oft sind es gerade die kleinen Metamorphosen in Arrangement und Stimmführung, die den Reiz von Hikarus Musik ausmachen. Hinzu kommt eine gehörige Portion hintergründiger Humor bis hin zu kleinen Albernheiten, was man aus allen Kompositionen heraushören kann.
beauwrld.jpg   Hikaru UtadaBeautiful World / Kiss & Cry  (2007)
Dies ist zwar eine Maxi-CD mit nur sechs Titeln, darunter drei Instrumentalversionen. Trotzdem ist es ein gelungenes kleines Album, denn diese Titel passen sehr gut zusammen. Beautiful World ist so exzellent arrangiert und abgemischt, dass ich mich einfach nicht daran satt hören kann. Kiss & Cry ist zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, offenbart jedoch nach mehrmaligem Anhören viele verborgene Qualitäten, wie den mehrstimmigen Gesang über nicht enden wollenden Synthesizer-Arpeggien am Ende des Titels. Auffallend ist wieder Hikarus ausgezeichnetes rhythmisches Gespür. Fly Me To The Moon ~In Other Words~ ist ein uralter Hit, an dem sich schon viele Interpreten, meist aus dem Jazz-Lager, versucht haben. Hikaru hat es ebenfalls bereits früher getan und ihre Version hier neu und vorteilhaft abgemischt. Während Frank Sinatra oder Diana Krall dieses Lied abspulen, als müssten sie es schnell hinter sich bringen, legt Hikaru eine Extraportion Schmalz und ein schelmisches Augenzwinkern hinein. So muss das klingen, Leute – ist doch schließlich ein Liebeslied!
red-moon.jpg   KalafinaRed Moon  (2009)
Kalafina ist ein Projekt der japanischen Komponistin Yuki Kajiura, bestehend aus den Sängerinnen Wakana Ootaki, Keiko Kubota und Hikaru Masai. Der Stil ihrer Musik, die als Begleitmusik zur Anime-Serie Kara No Kyokai – The Garden Of Sinners Verwendung findet, ist eine eingängige Mischung aus Folk-Pop in Verbindung mit Trance- und Gothic-Rock-Elementen.
Bisweilen wirkt die Musik fast trivial, ist jedoch hervorragend arrangiert und wird von den Instrumentalisten routiniert und ambitioniert dargeboten, teils mit wilden Gitarren-, Violinen- und Querflötensoli durchsetzt. Die Stimmen der drei Sängerinnen sind märchenhaft schön und passen sehr gut zusammen, die von ihnen gesungenen Melodiebögen sind elegisch und gehen direkt ins Ohr. In manchen Titeln (Lacrimosa, I Have A Dream) nimmt das Ganze fast sakrale Dimensionen an, aber zum Kitsch reicht es einfach nicht.
Es gibt auch eine ausgezeichnete DVD zum Live-Konzert Red Moon Live At JCB Hall, die 2010 in Hong Kong aufgenommen wurde. Die visuelle Bühnendarbietung wirkt hier zwar etwas statisch, aber die Musiktitel klingen live aufgeführt noch etwas lebendiger und wärmer als auf dem Musikalbum.
shonenal.jpg   Maaya SakamotoShounen Alice  (2003)
Der Erfolg von Maaya Sakamoto wäre kaum denkbar ohne ihre geniale Komponistin und Produzentin Yoko Kanno – beide sind perfekt aufeinander eingestimmt. Einfallsreiche Arrangements mit ausdrucksstarken und ästhetischen Stimmungen machen das Anhören dieses Albums zum Genuss. Auch wenn man die von Maaya verfassten zumeist japanischen Texte nicht verstehen kann, wird die jeweilige Stimmung der Stücke gut vermittelt. Eine wertvolle Hilfe bieten hierbei auch die Anmerkungen im Begleitheft (siehe hierzu das von mir zusammengestellte Dokument  mit Anmerkungen).
Stilistisch lässt sich die Musik dieses Albums am ehesten mit den Anfängen von Suzanne Vega vergleichen: Folk-Rock, teils romantisch angehaucht, teils kraftvoll-rockig. Maaya versteht es, ihre Stimme der Situation perfekt anzupassen – mal eher kindlich-naiv, mal weise oder feminin, aber nie aufdringlich oder übertrieben.
meme.jpg   RurutiaMeme  (2005)
In diesem Album sind die Titel enthalten, mit denen ich Rurutias Musik kennen lernte: Shigunaru (Signal), Chou No Mori und Kubaruto No Hoshi. Bei aller Pop-Qualität dieser Musik gibt es viele klassische Einflüsse, die sich besonders im ersten und letzten Stück des Albums zeigen: Dancing Meme mit klassischer Orchesterbesetzung eröffnet ein Musikthema, das in Sleeping Meme anders arrangiert wieder aufgenommen wird und mit einer Klavierfassung dieses Themas endet. Dazwischen liegen zehn Musikstücke, die jedes für sich einen eigenen Klangkosmos beinhalten; jedes Stück gibt auch nach x-maligem Anhören neue Details preis. Und dann ist da noch der sagenhaft verhallte Bassdrum-Schlag in Rira Ga Chitte Mo...
Einfach ein wunderschönes Album!
chorion.jpg   RurutiaChorion  (2006)
Es kommt selten vor, dass mich ein Album vom ersten Ton an gefangen nimmt und bis zum letzten Ton fasziniert. Chorion ist so ein Album: Mit dem ersten Gongschlag von Abintra beginnt die Reise in eine Traumwelt, und mit dem Ausklang von Magnolia endet sie, aber im Kopf wirken die Melodien und Stimmungen noch lange nach. Wie kunstvoll die zehn Musikstücke instrumentiert und arrangiert sind, erschließt sich erst nach x-maligem Anhören. Eine Hilfe bieten fünf Instrumentalversionen, bei denen man einzelne Details besser heraushören kann, aber dann merkt man bald, welches Instrument hier fehlt: die rätselhaft-schöne Stimme von Rurutia.
Die Musik dieses Albums hat eine hohe Trostqualität – vor einem langen, arbeitsreichen Tag oder vor einem Gang zum Zahnarzt kann sie wohltuenden Einfluss auf die Stimmung nehmen.
yori_gap.jpg   YoricoGap  (2002)
Dieses Mini-Album der japanischen Sängerin Yorico enthält sechs sehr unterschiedliche, interessante Titel. Der erste Titel Gap, das ausgefeilt produzierte Glanzstück des Albums, ist auch als Komposition äußerst gelungen. Die restlichen Titel können dieses Niveau nicht halten und klingen bisweilen etwas nach Indie-Musik. Einzige Kritikpunkte sind ein nicht ganz tonrein gestimmtes Klavier und ein nicht immer stimmiger Raumeindruck (Gesang ohne Nachhall, aber einzelne Schlaginstrumente stark verhallt). Wenn man sich an Yoricos bisweilen anstrengenden Gesang gewöhnt hat, bleibt ein im Ganzen angenehmer Eindruck.
Klassik / E-Musik
tabula.jpg   Arvo PärtTabula Rasa  (1977)
Eine Fernsehproduktion mit den 12 Cellisten brachte mich zu diesem Album. Das Werk Fratres begeistert mich nach wie vor am meisten, aber auch die anderen Werke haben ihre Faszination. Allen gemeinsam ist der Eindruck klösterlicher Askese und der zugehörigen Rituale, den sie bei mir erwecken. Musik für feierliche und besinnliche Momente, die meditatives Alleinsein erfordern.
Arvo Pärt  ist einer der wenigen zeitgenössischen Komponisten, deren Werke mich nicht abschrecken.
bachfrs1.jpg   Johann Sebastian BachDie französischen Suiten (Gustav Leonhardt – Cembalo)  (1989)
Ich hörte die Französischen Suiten zuerst in einer Sendung des Bayerischen Rundfunks und suchte dann nach einem entsprechenden Musikalbum. Dieses Doppelalbum, das bereits 1975 aufgenommen worden war, repräsentiert durch die Einspielung auf dem Cembalo wohl am ehesten den Originalcharakter der Kompositionen. Eine gewisse Strenge ist dadurch nicht zu vermeiden, denn das Cembalo bietet nur einen eingeschränkten Dynamikumfang.
Die Aufnahme ist brillant, obwohl die Stimmung des Instruments nicht immer ganz tonrein ist. Jeder Satz ist einzeln als Titel indiziert, was den Direktzugriff sehr erleichtert. Ein gut gestaltetes Begleitheft rundet das Album ab.
bachfrs2.jpg   Johann Sebastian BachDie französischen Suiten (Glenn Gould – Piano)  (1986)
Natürlich ließ es mir keine Ruhe: Meine Erinnerung an die Französischen Suiten in einer Klaviereinspielung machte die weitere Suche nach einem solchen Album unerlässlich. Dieses nun mit Glenn Gould schafft dasselbe Musikwerk auf nur einer CD (!). Wer den Pianisten kennt, weiß sofort: Da ist eine Gesangsstimme im Lieferumfang enthalten – der unvermeidliche Summton der Hauptmelodie. Der größere Dynamikumfang des Pianos bietet ein entspannteres und abwechslungsreicheres Hörerlebnis.
Auch dieses Album ist hervorragend aufgenommen, hat ein ausführliches Begleitheft und einzeln indizierte Sätze.
switbach.jpg   Wendy CarlosSwitched-on Bach  (1968)
Dieses Album lernte ich im Alter von zwölf Jahren kennen. Der Interpret  hieß zu Zeiten der Vinyl-Schallplatte noch Walter Carlos, und die Erfindung des Moog-Synthesizers  wie auch seine Anwendung zur Einspielung klassischer Musikwerke eröffneten mir völlig neue musikalische Perspektiven. Nächtelang träumte ich davon, einmal selbst an einem solchen Gerät herumzuschrauben. Erfüllen sollte sich dieser Wunsch erst viel später, und mit dem DX7-II  von Yamaha war es dann auch eine ganz andere Synthesizer-Generation.
Diese Interpretation der Musik von Johann Sebastian Bach prägte auch meine Bewertung von Instrumentenstimmen, ob perkussiv oder gestrichen, gezupft oder geblasen, und sie trug so zu meinem musikalischen Hörempfinden bei. Besonders das Brandenburgische Konzert Nr. 3 hatte es mir angetan.
Olymp der Musikalben (Teil 2)
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